Tierische Geschichten: Zottel, Klara und Max

Zottel, Klara, Max 001

Klara, die verfilzte, ungepflegte Schönheit

Und so lebten Zottel und Doris in trauter Zweisamkeit und hatten nicht vor, an diesem Zustand etwas zu ändern.

Bis…., ja bis!!!!
Bis mich im Februar 2013 der Robert Neureuther um „kurzfristige“ Hilfe bei der Unterbringung eines Hundes bat, als Notlösung quasi.

1. Klara, nach vielen Bemühungen, ihr Vorne vor die Linse zu bekommenIch hatte mittlerweile meine sporadischen Tierheimunterstützungsaktivitäten aus den verschiedensten Gründen ins Tierheim Cappel verlegt. Ein wichtiger Grund war, dass sich der Robert Neureuther irgendwann als mein Nachbar „entpuppt“ hatte“. Durch diese räumliche Nähe hat man sich immer mal wieder beim Gassigehen getroffen und dabei atemlos Roberts „Geschichten aus dem Tierheim“ gelauscht.

Zurück zum Februar 2013: im Tierheim war eine Mischlingshündin als (angebliches!!) Fundtier abgegeben worden. Es gab auch hier, wie seinerzeit beim Zottel, keinerlei Hinweise auf Namen, Gesundheitszustand und Alter, es gab eben überhaupt keine wichtigen Informationen.
Die später Klara genannte kleine Hündin war ein einziges verfilztes Gebilde, bei dem man wirklich, wirklich nicht richtig erkennen konnte, wo bei ihr wohl oben unten, vorne oder hinten sein mochten. Eigentlich konnte man nur erraten, dass es sich hier um ein Hundewesen handeln muss. Außer dem total verfilzten Fell waren Klaras Krallen vier (!) cm lang. Die Krallen wurden der Klara sofort gekürzt Die Tierheimmädels haben der armen Hündin erstmal den Filz bis auf die Haut entfernt. Diese „Entfilzung“ war ein mehrere Stunden dauernder Kraftakt! Aber danach sah man endlich wieder etwas von dem ganz, ganz niedlichen Hundchen, das die Klara ist in Wahrheit ist.

Klara hatte aber ein Riesenproblem: sie konnte nicht alleine bleiben! Was hieß, dass sie in ihrem Hundezwinger ununterbrochen am Heulen, Jammern und Bellen war. Alle, die Klara gesehen und ihre „verwilderte“ Geschichte gehört hatten, hätten liebend gerne Abhilfe geschaffen. Weil sie so in ihrem fast nackten Zustand mitleiderregend aussah und ebensolche Töne von sich gab, waren alle, die Mitarbeiter des Tierheims – von mir übrigens „Tierheimchen“ genannt – sowie Gassigeher und Besucher bemüht, eine praktikable Lösung für Klaras Unterbringung zu finden.

Klara in RekonvaleszenzUnd da kam Robert Neureuther auf die Idee, doch mal als allerletzten Ausweg quasi, seine Nachbarin, also mich, zu fragen, ob ich nicht vielleicht und nur vorübergehend und überhaupt und außerdem nur nachts, naja………..der Klara eine Unterkunft bieten könne.

Ein wenig skeptisch und unter der Prämisse, dass sich mein Zottel einen Übernachtungsgast auf unbestimmbare Zeit gefallen lässt, habe ich dann die Klara mit zu uns genommen.

Und siehe da! Es hat geklappt! Obwohl, oder vielleicht weil beide Hunde nicht kastriert waren, ging alles wunderbar! Zottel hat anfangs zwar ein bisschen komisch geguckt, hat aber dann mit seiner stoischen Ruhe den Neuankömmling akzeptiert.
Klara hatte sich auch ganz gut eingelebt. Sie ist morgens ins Tierheim gekommen, wo immer jemand um sie herum war und ihre Abende und Nächte hat sie bei uns (Zottel und mir) verbracht. Allerdings war Klara auch hier von Verlassensängsten geplagt. Sie ist mir auf Schritt und Tritt gefolgt und hat sofort angefangen zu jammern, wenn ich die Wohnung verließ.

Dann wurde Klara vermittelt. Zu einem jungen Ehepaar mit zwei kleinen Kindern. Es schien eine perfekte Lösung für Klara zu sein: Klara würde nie alleine sein. Mit ihrer Freundin würde die „Klara-Interessentin“ so eine Art „Dog-Sharing“ praktizieren: wenn sie sich nicht um Klaras Betreuung kümmern kann, kann immer ihre Freundin einspringen. Auch die Freundin war von der Idee begeistert und versprach, ihr Teil dazu beizutragen, dass Klara nicht alleine bleiben muss.
Und nur 24 Stunden später bekam das Tierheim einen Anruf: es geht nicht! Der kleine Bub der Familie konnte wohl nicht begreifen, dass man einen kleinen Hund nicht ungestraft am Schwanz ziehen darf, was er bei der Familien-Katze scheinbar tun kann. Klara hatte wohl zugeschnappt, zwar ohne größere Blessuren zu verursachen, aber immerhin: das konnte auf Dauer nicht gut gehen!

3. Klara heuteAlso habe ich die Klara wieder abgeholt. Sie hat sich furchtbar gefreut, als sie mich sah und wich mir nicht mehr von den Fersen.
Naja, und dann kam es wie es kommen musste: ich habe die Klara, nach eingehender, stummer Zwiesprache mit meinem Zottel, endgültig bei uns aufgenommen.

Noch im Frühjahr 2013 musste ich Klara operieren lassen: bei einem anfänglichen „Rundum-Routine-Check“ durch meinen Tierarzt wurden Mamakarzinome beidseitig an den Milchleisten festgestellt. Bei dieser Gelegenheit war sie dann natürlich auch kastriert worden.
Die Operation und alle damit einhergehenden Widrigkeiten hat Klara trotz ihres mittlerweile festgestellten Alters von ca. 13 Jahren bewundernswert schnell und problemlos überstanden.

Während ihrer Rekonvaleszenz habe ich sie, bekleidet mit einem Babybody wegen der Gefahr, sich die Wunde aufzulecken, in einem Buggy spazieren gefahren. Mein Zottel musste ja seine täglichen Spaziergänge absolvieren, aber Klara durfte nur ganz langsam gehen, und nur solange, bis sie ihre Geschäfte verrichtet hatte.
Den Buggy hatte ich, was ein glücklicher Zufall, just in dem Moment in tadellosem Zustand beim Sperrmüll gefunden, als ich mir heftigst Gedanken machte, wie ich das Problem gelöst bekomme, Klara wenig und Zottel viel Bewegung zu verschaffen.

klara-home-kleinKlara hat sich mittlerweile zu einer selbstbewussten kleinen Hündin entwickelt, die versucht, sich überall in den Vordergrund zu drängeln. Ich muss aufpassen, dass mein genügsamer Zottel nicht zu kurz kommt! Sie stiehlt alles Fressbare, was in erreichbarer Nähe zu finden ist. Das geht soweit, dass sie es geschafft hat, eine Schublade mit Leckerlies zu öffnen. Es würde aber hier den Rahmen sprengen, wenn ich schildern würde, mit welcher Finesse sie das hingekriegt hat.
Ihre Verlassensängste haben sich weitestgehend gelegt. Sie folgt mir zwar immer noch das eine oder andere Mal durch die Wohnung, kann aber jetzt auch einige Stunden alleine mit ihrem Kumpel Zottel zuhause bleiben. Meistens krabbelt sie dann zum Zottel ins Körbchen.
Ich habe die kleine, freche Hundedame manchmal im Verdacht, dass sie gar keine Verlassensängste mehr hat, dass sie vielmehr ihr Frauchen, also mich, unter Kontrolle halten möchte!

So, nun hatte ich schon zwei kleine, glückliche Hunde zuhause. Natürlich bleibt es dabei, hatte ich mir so für mich (uns!!!) vorgestellt. Denn: ich kann nicht jeden Hund dieser Welt retten, aber ich kann die ganze Welt eines Hundes retten (…oder die Welt zweier oder dreier Hunde?).

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