Köderfunde verunsichern Hundehalter

Oberhessische Presse 25.1.2017:
Giftköder auf Gassigeh-Strecken? Anwohner in Cappel fürchten derzeit um die Gesundheit ihrer Hunde. Das Tierheim ist alarmiert, die Behörden weitgehend machtlos.

Koederfunde-verunsichern-Hundehalter, Foto Oberhessische Presse

Wie in diesem gestellten Foto präparieren immer wieder Hunde-Hasser Wurst mit Klingen oder Gift und legen sie an Spazierstrecken aus. Auch im Cappeler Feld wurde im vergangenen Jahr ein Köder mit einer versteckten Rasierklinge gefunden.
Philipp Lauer

Rosenkohl-Haufen, Bratwürste, Hackfleischbällchen: Sonja Fischer entdeckte Verdächtiges in den vergangenen Tagen auf den Spazierwegen rund um die Cappeler Gleiche und dem nahen Waldgebiet. Unter Laub versteckt, waren mehrere der Lebensmittel nur für Tiere auffindbar. „Ich finde das ungewöhnlich und mache mir Sorgen, dass da etwas Gefährliches drin ist“, sagt Fischer. Sie nahm die Essensreste mit, fand darin zwar keine Rasierklingen oder andere Fremdkörper oder Verfärbungen, die auf Gift hindeuten. Aber ohne fachmännische Untersuchung, die privat zu bezahlen wäre und Hunderte Euro kostet, bleibt das unklar.

Die regelmäßigen Meldungen auf Facebook, die von Ködern in der Region berichten, verunsichern viele Hundehalter, sagt Stefanie Hecklinger vom Tierheim in Cappel. Dass in der letzten Zeit tatsächlich jemand zu Schaden gekommen sei, ist ihr jedoch nicht bekannt. „Manche gehen nur noch mit Maulkorb Gassi, damit der Hund nichts aufnehmen kann“, berichtet Hecklinger. Diese Art der Sicherheitsvorkehrung stelle für den Hund jedoch eine unangenehme Situation und keine Lösung des Problems dar. Manche Hundeschulen bieten auch spezielle Trainings an oder gehen zumindest in ihren Kursen auf das Thema ein (siehe unten).

Nach OP-Informationen gab es vor kurzem fast identische Funde nahe der Straße im Sohlgraben, viele Hundebesitzer sind zudem seit Jahren speziell im Cappeler Feld, wo immer wieder Giftköder vermutet werden, vorsichtig.

Verstöße gegen das Tierschutzgesetz
Im vergangenen Jahr wurde ein Köder mit Verdacht auf Fremdkörper beim Veterinäramt des Landkreises abgegeben, berichtet Stephan Schienbein, Sprecher des Landkreises Marburg-Biedenkopf. Die Untersuchung im Landeslabor Hessen in Gießen bestätigte den Verdacht allerdings nicht. „Der Kreis hat leider keine direkte Möglichkeit, das Auslegen von Giftködern oder Ködern mit Fremdkörpern zu verhindern. Verdächtige Beobachtungen sollten der Polizei oder dem Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Kreises gemeldet werden“, sagt Schienbein. Auch das Ordnungsamt der Stadt Marburg hat vergangenes Jahr einen Hinweis auf Lebensmittel mit versteckten Rasierklingen erhalten, sagt Sabine Preisler, Sprecherin der Stadtverwaltung. „Die Rasierklinge wurde in einem Erdloch im Cappeler Feld gefunden. Es ist allerdings nicht klar, wie lange die Rasierklinge dort schon lag“.
Immer wieder legen Hunde-Hasser deutschlandweit Giftköder aus, zuletzt wurden mehrere Fälle im Frankfurter Stadtwald bekannt. In der Kriminalstatistik werden die Delikte als Verstöße gegen das Tierschutzgesetz erfasst, teils auch als Sachbeschädigung. Bei den Vergehen gegen den Tierschutz haben die Ermittler zuletzt rund 7000 Fälle erfasst – eine seit Jahren leicht steigende Zahl. Um welche konkreten Fälle es sich dabei handelte, lässt sich aus der Kriminalstatistik jedoch nicht ableiten.

Die von Hundehaltern betriebene Internetseite Giftköder Radar listet aktuelle Gefahrenstellen in Deutschland auf, in Marburg findet sich aber derzeit kein Eintrag auf der auf Bürger-Hinweise angewiesenen Seite.
Sollten verdächtig erscheinende Köder aufgefunden werden, kann Kontakt mit dem Fachdienst Veterinärwesen und Verbraucherschutz des Kreises aufgenommen werden. Die verdächtigen Köder können dort auch zur weiteren Untersuchung abgegeben werden. Telefon 06421/4056601.

von Philipp Lauer und Björn Wisker – Oberhessische Presse

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