Ärger im Tierheim: Personal kündigt

Im Tierheim gibt es unterschiedliche Auffassungen über die zukünftige Arbeitsweise. Mitarbeiter werfen deshalb das Handtuch. Die Tierheimleitung kann das Verhalten nicht nachvollziehen.

Marburg. Langjährige Mitarbeiterinnen des Tierheims haben genug: Die Neuerungen an ihrem Arbeitsplatz sehen sie als Verschlechterung für die Arbeit im Tierschutz. Sieben von zwölf Angestellten haben gekündigt, berichten einige Mitarbeiterinnen im Gespräch mit der OP.

Es gebe neue Strukturen im Tierheim, die nach ihrer Auffassung eine zu starke Verwirtschaftlichung darstellten. Die Menschlichkeit im Kollegium käme dadurch zu kurz. „Wir hängen am Tierheim und an unserer Arbeit“, berichten die Mitarbeiterinnen. Sie könnten auch nachvollziehen, dass ein Tierheim wirtschaftlich arbeiten müsse, aber die momentane Verkettung von Wirtschaftlichkeit, Personalführung und Tierschutz passe nicht zusammen. Sie fühlten sich teilweise wie Verkäuferinnen.

In jüngster Zeit habe sich das Klima immer mehr verschlechtert. Die gute Zusammenarbeit im Team sei gestört. Aufgrund der Unstimmigkeiten sei außerdem die Tierheimleiterin Bianca Ludwig ihres Amtes enthoben worden, was für die Mitarbeiterinnen ebenfalls ein Grund war, zu kündigen. Sie hätten gut mit ihrer Leiterin zusammengearbeitet, die Chemie habe ebenso gestimmt, wie das Verständnis für die Arbeit mit und für die Tiere.

Die Vorsitzende des Tierheims, Regina Linda, sowie Geschäftsführer Robert Neureuther können das Verhalten der Mitarbeiterinnen nicht nachvollziehen. „Ich bin froh, dass wir einen Geschäftsführer gewinnen konnten, der sich so einsetzt und Veränderungen bringt“, sagt Regina Linda. Es gehe um die finanzielle Situation des Tierheims. Bereits im vergangenen Jahr habe die Einrichtung 25000 Euro Miese gemacht. Dies dürfe nicht noch schlimmer werden. Das Tierheim in Marburg sei gut, „ich will, dass es noch besser wird“, sagt Regina Linda. Das hätten einige Mitarbeiterinnen wohl nicht verstanden, obwohl es immer wieder kommuniziert worden sei. „Es ist nicht zu erkennen, dass sie mit uns diesen neuen Weg gehen wollen.“ Dass die Tierheimleiterin nicht mehr im Amt sei, sei eine Entscheidung des Vorstands gewesen, so Regina Linda. Dessen Erwartungen seien nicht erfüllt worden: Zu wenig Kundenbetreuung, zu wenig Öffentlichkeitsarbeit.

Die ehemalige Tierheimleiterin wollte sich nicht zu den Unstimmigkeiten im Tierheim und ihrer Herabstufung äußern. Das seien Interna, sagt sie der OP.
„Es gibt da wohl eine Sperre gegen Neuerungen“, sagt Geschäftsführer Robert Neureuther. Von sieben Kündigungen wusste er bis gestern noch nichts. Ihm liegen aktuell vier vor. Von Verwirtschaftlichung könne nach seinen Worten keine Rede sein. „Wir sind schließlich keine Fabrik.“

Kein Interesse an Desinfektionsanlage

Um die Hygiene im Tierheim weiter zu verbessern sei eine Desinfektionsanlage eingeführt worden, nennt er als Beispiel für eine Neuerung. Dadurch würden Arbeitsabläufe erleichtert, Krankheiten verringert und Arztkosten gesenkt. Es habe sich aber niemand für eine Schulung interessiert, um die Anlage bedienen zu können, so Neureuther. Zudem habe er Dienstpläne erstellen wollen, damit beispielsweise bei Reinigungsarbeiten jeder weiß, wo der andere geendet hat. Doch auch dagegen habe man sich gesperrt. Neureuther wirft den Mitarbeiterinnen, die gekündigt haben vor, die Tiere im Stich zu lassen. Dies weisen die Mitarbeiterinnen zurück. Sie alle seien für die Tiere da und würden auch neue Leute einarbeiten, damit für die Tiere weiterhin gut gesorgt sei.

[Heike Horst]

(Hier der Originalbericht als PDF >> Download << )

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