Spontanaktion wird zu einem Selbstläufer

„Es war eine spontane Aktion. Und ganz ehrlich haben wir nicht mit dieser überwältigenden Resonanz gerechnet“, sagt Mitausrichterin Christel Platt über das Straßenfest.

Wetter. Günther und Gertrude Krause, Christel Platt sowie Katharina und Wolfgang Weygand stehen im Marburger Tierheim und haben eine kleine Kiste dabei. Sie alle wohnen im Lessingweg in Wetter, einer Sackgasse. Man versteht sich, verbringt gerne Freizeit miteinander. So entstand auch spontan die Idee, ein kleines Straßenfest zu veranstalten. 17 Anwohner sorgten am letzten Sonntag im September bei bestem Wetter in Wetter für das leibliche Wohl.

Das kleine Straßenfest in der Sackgasse kam dann viel größer raus als erwartet, denn als Kaffee und Kuchen angeboten wurde, wurde die Spontanaktion zu einem Selbstläufer. Viele Menschen fühlten sich angesprochen und schauten dort vorbei. Die Kaffee- und Kuchenkasse wurde immer voller. „Wir hatten uns gleich darauf verständigt, dass wir unsere Einnahmen spenden wollen“, sagt Gertrude Krause.

Da alle Tierliebhaber sind, kamen sie schnell überein, das Geld dem Marburger Tierheim zur Verfügung zu stellen. Deshalb also stehen die Wetteraner nun im Tierheim und unterhalten sich mit Robert Neureuther, dem Geschäftsführer der Einrichtung. Innerhalb des Tierheims sind gerade die Kleintiere in ein neues Haus umgezogen. Kaum zu glauben, wer bringt es nur über das Herz diese kleinen Racker, also Häschen, Meerschweinchen und Hamster ins Tierheim abzuschieben?

Neureuthers Antwort überrascht. Der Klassiker, dass Kinder Tiere zu Weihnachten bekommen und sie dann im Laufe des nächsten Jahres vernachlässigen und das Interesse an ihnen verlieren, so dass sie abgegeben werden, kommt nur noch selten vor. Vielmehr sind es Menschen, die ihre keinen Tierchen schweren Herzens abgeben, weil sie sie sich nicht mehr in der Unterhaltung leisten können oder sie in neu bezogenen Wohnungen nicht mehr halten dürfen. „Da fließen hier zum Abschied auch die Tränen“, sagt Neureuther. Die Wetteraner sind mehr denn je davon überzeugt, mit dem Tierheim die richtige Wahl getroffen zu haben, denn das Kleintierhaus muss auch noch finanziert werden. 755 Euro überreichten sie und sind motiviert für neue Taten. „Der Erfolg motiviert, solche Aktionen zu wiederholen, eventuell zu steigern“, sagt Christel Platt.

Neureuther freut sich immer über Spenden, denn er weiß, dass sie von Herzen kommen. Da ist für ihn die Höhe zweitrangig. So berichtet er auch von den Kindern Hanna und Jana aus Marburg, die über einen privaten Flohmarkt vor ihrem Haus 24,47 Euro eingenommen hatten und diese Summe auch dem Tierheim zur Verfügung stellten. „So etwas ist doch toll“, sagt er.

von Götz Schaub

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