Ein Grund zum Feiern:

25 Jahre Verein Tierheim Landkreis Marburg-Biedenkopf

Es war die mangelhafte Unterbringung von Fundhunden auf dem Bauhof, Auf der Weide in Marburg, welche die engagierte Tierschützerin Frau Dr. Ada Rambeau in den 60er Jahren auf den Plan rief. Ein Tierheim gab es seinerzeit in Marburg nicht. So begann Frau Dr. Rambeau kurzerhand, Fundhunde privat bei sich aufzunehmen.
Doch was als einzigartiges Tierschutzprojekt mit bewundernswertem Einsatz begann, stieß verständlicherweise bald an seine Grenzen. Mit einem Beitrag zum Tierschutz im „kleinen“ Rahmen mochte sich Frau Dr. Rambeau nicht abfinden.

Und so entstand auf der Suche nach Ausweichmöglichkeiten für ihre Schützlinge schon bald die Zusammenarbeit mit der bis heute bestehenden Hundepension Prunko in Marburg-Cappel, die viele Jahre andauern und den Weg für das heutige Tierheim ebnen sollte.
Durch diese Zusammenarbeit wurde die Versorgung der Tiere sicherer, doch langfristig konnte auch dies nicht die dauerhafte und befriedigende Lösung für eine adäquate Unterbringung der zahlreichen Fundhunde sein.

Zeitungsberichte von 1987 bis 1993

Ergebnis des zielstrebigen Engagements von Frau Dr. Rambeau war nun ein Grundstück der Gemeinde Cappel direkt neben der Hundepension Prunko, welches dem Tierschutzverein von der Gemeinde Cappel kostenlos zur Verfügung gestellt wurde. Mit dem Bau des ersten Hundehauses, das bis heute unverändert besteht, wurde 1971 der Grundstein für das Tierheim gelegt. Bis 1974 entstanden 10 Boxen für Hunde, 2 Quarantänezwingern und eine Futterküche.
Das heutige Gewerbegebiet Cappel –Süd wurde damals landwirtschaftlich genutzt, war also noch nicht erschlossen. Um das Tierheim mit Wasser zu versorgen, wurde ein Brunnen gebohrt. Die Entsorgung erfolgte über eine Sickergrube. Lediglich ein Stromanschluss war vorhanden. Wohl aus Kostengründen wurde in dem Gebäude keine Heizung eingebaut. Dies wurde in strengen Wintern zum großen Problem. Mit Decken und Heizlampen über den Hundehütten wurde versucht, die Kälte für die Hunde ein wenig erträglicher zu machen.

Der Betrieb des Tierheims wurde durch die Übernahme der Unterhaltungskosten durch den Tierschutzverein gesichert. Aber ohne den ehrenamtlichen Einsatz von Hans Prunko und seiner Familie, die die Versorgung der Tiere übernahmen, wäre die praktische Arbeit des Tierheims nicht möglich gewesen.
Mitte der 80er Jahre jedoch sollte das Engagement der Tierschützer auf eine harte Probe gestellt werden, denn mit dem altersbedingten Ausscheiden von Hans Prunko im Dezember 1986 wurden unruhige Zeiten eingeläutet. Es gestaltete sich mehr als schwierig, qualifiziertes Personal zu finden.

In den folgenden drei Jahren wechselten die Mitarbeiter häufig. Doch es waren vor allem die fehlenden finanziellen Mittel, die die Tierschützer vor so ernsthafte Probleme stellten, dass zeitweise die Schließung des Tierheims drohte.
Denn nach wie vor war ausschließlich der Tierschutzverein für den Unterhalt des Tierheims verantwortlich. Öffentliche Gelder standen nicht zur Verfügung. Die Beschaffung von finanziellen Mitteln war das Thema, das den Tierschutzverein über die nächsten Jahre vorrangig begleiten sollte.
Der immer noch unermüdlich agierenden Dr. Ada Rambeau stand seit 1982 Renate Möller zur Seite, die sich in den folgenden Jahren sehr engagiert für das Fortbestehen des Tierheims eingesetzte.

Das Jahr 2003

Am fehlenden Geld scheiterte zunächst auch die immer dringender werdende Modernisierung und Erweiterung des Tierheims. Es war ständig überfüllt, das Gebäude hatte (immer noch) keine Heizung, ein Büro und sanitäre Einrichtungen für die Mitarbeiter fehlten, das Katzenhaus war für die Haltung von Katzen völlig ungeeignet.
Als Büro und Aufenthaltsraum für die Mitarbeiter wurde ein kleiner Raum (heute Pilzquarantäne für Katzen) vom Flur abgetrennt, der elektrisch beheizt werden konnte. Die Situation für die Mitarbeiter verbesserte sich erst 1988 mit dem Bau des Tierarztraums, der auch als Büro und Aufenthaltsraum genutzt werden konnte.
Das Staatliche Veterinäramt hatte zum 1. Oktober 1987 die Schließung des Tierheimes in Stadtallendorf wegen nicht zu behebender hygienischer Mängel in den alten WASAG- Bunkern angekündigt und eine tierschutzgerechte Einrichtung für den Kreis Marburg gefordert.
Jetzt kamen die ersten Gespräche zwischen dem Staatlichen Veterinäramt, der Universitätsstadt Marburg, dem Landkreis Marburg-Biedenkopf und dem Tierschutzverein als Träger des nun einzigen Tierheimes im Landkreis zustande.
Voraussetzung, um die Behörden letztlich von der dringend notwendigen finanziellen Unterstützung des bestehenden Tierheimes zu überzeugen, war ein gutes Konzept. So war es Renate Möller, die über den Landestierschutzverband Kontakt zu jenen Tierheimen aufnahm, die seinerzeit in Hessen als sogenannte „Vorzeigetierheime“ galten.

Ziel war es, die verschiedenen Konzepte bzw. Modelle der jeweiligen Tierheime (Fulda, Hünfeld, Korbach, Rödgen, Eschwege und Lauterbach), die alle wie in Marburg von Tierschutzvereinen geführt wurden, hinsichtlich ihrer Strukturen, Betriebsabläufe, Kosten etc. zu vergleichen und daraus Ideen für ein eigenes Marburger Konzept zu entwickeln.

2005-2006

Man kann sich gut vorstellen, dass es nicht leicht war, die Kommunen von einem Konzept „Tierheim“, an dem sie sich auch finanziell beteiligen sollten, zu überzeugen. Doch dank des nachhaltigen Einsatzes von Heinz-Peter Schwick (seit 1986 Leiter des damaligen Amtes für Struktur und Wirtschaft /später Amt für Wirtschaft und Verkehr des Landkreises Marburg-Biedenkopf) konnten die meisten Kommunen des Landkreises von dem für Marburg als Vorbild genommenen Konzept des Tierheims Rödgen überzeugt und für den Beitritt zum neuen Verein gewonnen werden. Nach dreijähriger Vorbereitungszeit erfolgte im Juni 1988 die Gründung des Vereins Tierheim Landkreis Marburg-Biedenkopf e.V. Gründungsmitglieder waren die Universitätsstadt Marburg, 16 Kommunen des Kreises, der Landkreis Marburg-Biedenkopf und der Tierschutzverein Marburg und Umgebung e.V.

Heute sind alle Gemeinden des Landkreises Vereinsmitglieder und damit Förderer des Tierheims Marburg-Cappel.

2007

Mit der Gründung des Vereins Tierheim fanden erste Gespräche wegen der dringend notwendigen Modernisierung und Erweiterung des Tierheimes statt. Ende der 80er Jahre führte die Stadt Marburg ein Umlegungs- und Erschließungsverfahren für das jetzige Gewerbegebiet Cappel-Süd durch. Im Zuge dieser Maßnahme erklärte sich die Stadt bereit, die Grundstücksfläche für das Tierheim zu verdoppeln.

Die Besitz- bzw. Eigentumsverhältnisse waren zu diesem Zeitpunkt sehr kompliziert:

Das Tierheimgrundstück, das der Tierschutzverein wie bereits erwähnt 1970/71 von der Gemeinde Cappel gepachtet hatte, ging mit der Hessischen Gebietsreform 1974 auf die Universitätsstadt Marburg über.

Bei der Gründung des Vereins Tierheim Landkreis Marburg-Biedenkopf im Juni 1988 war damit die Stadt Marburg Eigentümer des Grundstücks geworden. Der Tierschutzverein war Eigentümer der Gebäude und der neu gegründete Verein Tierheim zuständig für die Bewirtschaftung des Tierheims.
Diese juristisch schwierige Situation wurde allerdings in Kauf genommen, um den Betrieb des Tierheims zum Wohl der Tiere aufrecht zu erhalten. Aufgrund der guten Zusammenarbeit aller Beteiligten funktionierte dies auch ohne Konflikte.

Eine Erbschaft im Jahr 1989 ermöglichte erfreulicherweise dem Tierschutzverein das genutzte Grundstück von der Stadt Marburg zu kaufen. Der Grundstückskauf war mit der Auflage der Stadt verbunden, dass der Tierschutzverein das Grundstück dem Verein Tierheim im Rahmen eines Erbbaurechtsvertrages mit einer Laufzeit von 99 Jahren zur Nutzung überträgt. Ein entsprechender Vertrag wurde am 1. Juli 1991 von den Verantwortlichen unterzeichnet.
Nach intensiver Planung und Beratung konnte noch im gleichen Jahr mit dem ersten der drei Bauabschnitte zu einem Erweiterungsbau begonnen werden. Die ersten beiden Bauabschnitte umfassten den Einbau einer Heizung in das Bestandsgebäude, das Hundehaus II mit 10 Boxen, Hundedusche- und Ausläufe sowie ein Büro mit Nebenräumen.

2008 bis 2011

Besucher Sommerfest 2010
000_0189 Rettungshundestaffel beim Sommerfest 2010 Trotz schlechten Wetters waren auch 2011 viele Besucher beim Sommerfest Besuchshund beim Sommerfest 2011

Die Finanzierung war mit Eigenmitteln, Landeszuschüssen und Darlehen und einem Zuschuss des Tierschutzvereins Marburg und Umgebung gesichert. Der 3. Bauabschnitt (Hunde-Krankenstation, Katzenhaus, Hundeausläufe und Parkplatz) des Erweiterungsbaus wurde 1996 abgeschlossen.
In der Ausstattung der Anlage sind immer wieder Investitionen notwendig. So hatte der Tierschutzverein Marburg Edelstahlkäfige für die Krankenstation der Katzen finanziert. Der Förderkreis Tierheim ermöglichte es, neue Hundehütten sowohl für den Altbau als auch für die Ausläufe anzuschaffen. Die Kücheneinrichtung wurde mit Geldern des Tierschutzvereins erneuert. Der Bau des Kleintierhauses wurde aus Mitteln des Vereins Tierheim und Spenden finanziert.
Im Tierheim Marburg-Cappel ist aktuell Platz für 24 Hunde, 50 Katzen und natürlich auch für Kleintiere, wie Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Ratten, Mäuse, Sittiche, Schildkröten usw. Sie alle kommen aus unterschiedlichen Gründen, jedes Tier hat sein eigenes, manchmal sehr trauriges Schicksal.
Jährlich werden zwischen 700 und 750 Tiere aufgenommen und betreut. Neben Hunden und Katzen natürlich auch Kleintiere, wie Kaninchen, Meerschweinchen, Chinchillas, Ratten, Mäuse, Sittiche, Schildkröten usw.

2012

Für die Vermittlung von Kleintieren gibt es jetzt eine erfreuliche zusätzliche Möglichkeit:
Im Tierfachmarkt „Fressnapf“ im Kaufpark Wehrda wurde im Juli 2013 als deutschlandweites Pilotprojekt eine „Adoptierstube“ eingerichtet.
Kleintiere wie Kaninchen, Hamster, Ratten und Mäuse aus dem Vermittlungsbestand des Tierheims Marburg sind in artgerechten Behausungen in einem begehbaren Häuschen im Markt untergebracht und können direkt von interessierten Tierfreunden angeschaut und „adoptiert“ werden. Dabei gelten die gleichen Kriterien wie bei der Vermittlung eines Tieres vor Ort im Tierheim.

Wie man sieht, ist im letzten Vierteljahrhundert seit der Gründung des Vereins Tierheim Landkreis Marburg-Biedenkopf e.V. eine Menge zum Positiven der Tiere in unserer Region geschehen.

Aber nicht nur das Tierheim hat im Wandel der Zeit zahlreiche Veränderungen erfahren, sondern auch der Tierschutz im Allgemeinen. Während Tierheime einst mehr „Verwahrstationen“ für Fund- oder Abgabetiere waren, liegt heute immer mehr ein Hauptaugenmerk auf der artgerechten Haltung und nachhaltigen Vermittlung der Tiere.
Dass sich die Bedingungen für die dem Tierheim anvertrauten Tiere stetig verbessern, ist nicht nur den engagierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, sondern auch den zahlreichen ehrenamtlich Tätigen zu verdanken, betont Regina Linda seit 2006 1. Vorsitzende des Vereins,.
Die Beitragszahlungen der Kommunen zusammen mit den Einnahmen und Spenden des Tierheims gewährleisten wie zu den Gründungszeiten die Finanzierung der laufenden Kosten.

2013

Regina Linda: „Selbstverständlich ist das alles dennoch nur umsetzbar, wenn auch künftig wie in den vergangenen 25 Jahren so viele Privatpersonen und Unternehmen das Tierheim Marburg-Cappel immer wieder mit Sach- und Geldmitteln unterstützen. Alle jenen gilt unser großer Dank! Und was wäre das Tierheim ohne seinen rührigen Förderverein?“

Es ist gut angelegtes Geld, denn „Tierschutz ist Erziehung zur Menschlichkeit“ (Albert Schweitzer)

(Bilder anklicken um sie in voller Größe zu sehen!)


Weiterführende Links:

Zur Person – Regina Linda (klick)
Zur Person – Renate Möller (klick)

Förderverein Tierheim Cappel e.V.

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